Mein perfekter Tag als Rentnerin - eine kleine Traumreise
Es ist zwar noch einige Jahre hin, doch schon nah genug, sich mit der eigenen Rentenzeit zu beschäftigen. Wie kann ein perfekter Tag aussehen?
Ich wache auf und freue mich über das Vogelgezwitscher vor meinem Fenster. Ein Kinderlachen ist ebenfalls zu hören, vielleicht sind das Clara und Ben, die schnell vor der Schule eine Runde schaukeln? Das tolle Holzgerüst wurde erst vor einigen Tagen zur Begeisterung der Kinder auf der Wiese errichtet und wird ausgiebig genutzt. Das war also wieder einmal eine sehr gute Idee, die wir da vor einigen Wochen im Rahmen des monatlichen Austauschabends entwickelt haben!
Überhaupt, ich habe es wirklich so richtig gut getroffen. Seit einem Jahr bin ich mitten drin: in einer Gemeinschaft von sieben Familien und 12 Einzelpersonen unterschiedlichen Alters, die sich gemeinsam den Traum von einem generationenübergreifenden Wohnprojekt erfüllen. Super ruhig gelegen am Rand einer Kleinstadt und doch ist alles schnell erreichbar. Bei meinem ersten Milchkaffee, den ich auf meiner kleinen, inzwischen schon sehr schön bewachsenen Terrasse trinke, plane ich den Tag. Das Wetter ist herrlich, also sollte auf alle Fälle eine kleine Spazierrunde im nahegelegenen Wäldchen drin sein. Vielleicht haben die beiden Zwillinge von oben, Mara und Lea, Lust mitzukommen? Ihre Mutter Maria freut sich ja immer, wenn sie mal ein wenig Zeit für sich hat. Als Alleinerziehende hat sie es ja auch wahrlich nicht immer leicht.
Hilfe erwünscht!?
„Guten Morgen, wie geht es Dir? Ist der Rücken wieder besser?" Das ist Heinrich, der mich da anspricht, er geht wohl gerade zum Bäcker. „Wir fahren nachher zum Bio-Hof, möchtest Du mitkommen? Oder sollen wir Dir etwas mitbringen?" Das ist natürlich noch besser. In der Tat brauche ich noch ein paar Sachen für den Salat, den ich für unser Treffen heute Abend vorbereiten möchte. Wobei das meiste inzwischen auch in unserem gemeinschaftlichen Gemüsegarten hinterm Haus zu ernten ist. Schön, dass ich die anderen von der Anlage einiger Beete überzeugen konnte und es auch ihnen großen Spaß macht! Selbst einige von den Kindern helfen gerne mit, vor allem freuen sie sich natürlich über die ersten Erdbeeren, die gerade reif werden. Aus meiner Sicht gehört es einfach dazu, zumindest ein paar Gemüsesorten selbst anzubauen.
Nachdem ich Heinrich meine „Einkaufsliste" gegeben habe, freue ich mich – mal wieder – über das tolle Miteinander in unserer „Bunten Scholle". Es klappt überraschend gut. Ich gebe zu: ich hatte so meine Zweifel. Zu oft hatte ich schon von derartigen Projekten gehört, bei denen es dann doch nicht so perfekt war. Daher habe ich lange überlegt, ob ich den Schritt wagen soll, aber letztlich war mir klar, dass ich in meiner kleinen Wohnung mitten in Hannover auf alle Fälle nicht meinen Lebensabend verbringen möchte. Eine Portion Glück gehört natürlich auch dazu, den passenden Ort zu finden und ich bin meiner Freundin Sybille sehr dankbar, die mir von der „Bunten Scholle" berichtet hat und mich gefragt hat, ob ich nicht mit ihr hierher ziehen möchte. Ach, ich darf nicht vergessen, ihr nachher den Stabmixer mitzubringen, den sie sich leihen wollte.
Gemeinsames Gestalten
Mit Sybille und drei anderen Mitbewohnern bin ich im „Festausschuss" und wir werden heute Nachmittag das Sommerfest planen, das wir nächsten Monat veranstalten möchten.
Sybille und ich haben unsere Ideen schon zusammengetragen, schließlich haben wir so etwas schon oft organisiert, und die „Jungen" freuen sich immer über unseren Input. Das wird bestimmt toll und die Kinder werden riesig Spaß haben! So jetzt muss ich mich aber sputen, in einer halben Stunde muss ich los zum Feldenkrais. Seitdem ich regelmäßig an diesem Kurs teilnehme, bin ich wieder viel beweglicher und die Schmerzen in Knie und Rücken sind auch fast weg! Auch die Entspannungsübung am Ende ist immer sehr wohltuend. Aber vorher rufe ich noch meine Schwägerin an. Am Wochenende trifft sich die Familie bei meiner Nichte und da hat sie mir angeboten, mich abzuholen. Die kleine Sophie, das ist die Tochter meiner Nichte, wird schon sieben Jahre! Ich hoffe, sie freut sich über den Pullover, den ich ihr zu diesem Anlass gestrickt habe ...
Und nun aber los, sonst bin ich doch zu spät!
Susanne Schulze