Der Moderator, Prof. Diether Döring von der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität, ist selbst ein langjähriger Experte in Sachen bAV und ein eindeutiger Fürsprecher dieser zweiten Säule der Altersvorsorge in Deutschland. Seiner Ansicht nach stößt die Umlagefinanzierung, wie sie einst von Adenauer eingeführt wurde, in unserer alternden Gesellschaft mehr und mehr an ihre Grenzen.
In der Debatte ging es dann vor allem um zwei Aspekte: zum einen um die Optionen für tariflich gebundene Unternehmen, da das neue Gesetz manche Option gerade für diese Unternehmen anbietet. Zum anderen ging es um die Frage, wie junge Menschen für das oft sperrige Thema Altersvorsorge zu begeistern sind. Heribert Karch, Geschäftsführer der MetallRente, ist es demnach besonders wichtig, dass bei der Umsetzung keine Zeit vergeudet wird, da gerade den jungen Menschen immer weniger Zeit für das Einzahlen in eine bAV bleibt.
Silke Stremlau, Leiterin Unternehmensentwicklung der Hannoverschen Kassen, ergänzte: „Wenn überhaupt junge Leute an die Vorsorgezukunft denken, dann höchstens insofern, als dass sie davon ausgehen, ewig zu arbeiten und stets gut zu verdienen – und ebenso hochflexibel und mobil zu sein. Und hochflexibel und mobil, gepaart mit sehr heterogenen, wechselhaften Berufsbiographien, sind viele junge Leute tatsächlich."
Auf diese veränderte Berufswirklichkeit gehe das Gesetz nicht ausreichend ein, so Stremlau mit Blick auf die Portabilität: „Wir haben zwar den gesetzlichen Anspruch, dass ich als Arbeitnehmerin zum Beispiel meine Direktversicherung vom alten zum neuen Arbeitgeber mitnehmen kann. Wir wissen in der Realität aber auch, dass dies viel zu selten vom neuen Arbeitgeber ermöglicht wird. Und als Mensch mit einer halbwegs normalen Berufsbiographie habe ich dann irgendwann fünf verschiedene Altersrenten, bei denen ich auch alle Kosten trage." Das sei nicht im Sinne der Arbeitnehmer gedacht, und das BRSG fasse diese Problematik nicht ausreichend an.
Diesen Aspekt unterstützte auch Prof. Döring, da man seiner Ansicht nach von Berufsanfängern mit Anfang 20 nicht immer erwarten könne, dass sie kluge, langfristige Entscheidungen in der Altersvorsorge treffen. Welche Lösungen also gibt es? Einen guten Ansatz sieht das neue Gesetz vor: das Opting Out. Bei diesem Modell vereinbart jede/r neue Mitarbeiter/in automatisch eine betriebliche Altersvorsorge in Form einer Entgeltumwandlung, es sei denn, er oder sie widerspricht explizit. Alles in allem eine kurzlebige und erfrischende Diskussion.
Kontakt:
Silke Stremlau stremlau@hannoversche-kassen.de
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