Begegnung, Austausch oder doch: Nachhaltigkeit neu denken?!
Endlich wieder in Präsenz! Nach zwei Jahren digitaler Zusammenkünfte kamen am 14. März 2023 Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands wieder nach Hannover, um die verschiedenen Mitgliederversammlungen der Hannoverschen Kassen zu bestreiten. Zugleich war es eine Premiere: Nach vielen Jahren fand die Versammlung nämlich wieder in unseren eigenen schönen Räumen am Pelikanplatz statt, so dass alle Mitglieder auch einen Eindruck unserer Wirkungsstätte gewinnen und die aktuelle Ausstellung der Kunstwerkstatt Köthenwald in unseren Büroräumen besichtigen konnten.
Gleichwohl hatte die Mitgliederversammlung mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen, da die Hälfte der Belegschaft durch Krankheit und den Corona-Virus ausgeknockt war. Der Rest der Truppe hat dafür die Ärmel hochgekrempelt und einen wunderbaren Rahmen für die Begegnung der Mitglieder geschaffen.
Zu Beginn begrüßte Annette Bohland, die Aufsichtsratsvorsitzende der Hannoverschen Kassen, alle Anwesenden herzlich und hob hervor, wie wichtig der persönliche Austausch, das Zuhören und Nachfragen sowie das genaue Verstehen der unterschiedlichen Bedürf-nisse unserer Kunden und Mitglieder ist. Sie führte dann in gewohnt herzlicher und professioneller Manier durch den ganzen Tag.
Zuerst fanden die Mitgliederversammlungen der Hannoverschen Beihilfekasse und der Hannoverschen Solidarwerkstatt statt. Die Entwicklung der Mitgliedseinrichtungen und Beihilfeberechtigten ist positiv und sehr stabil. Britta Buchholz berichtete als die Verantwortliche für die Modernen Solidarformen von einer erhöhten Nachfrage nach Reha-Maßnahmen in Folge der Belastungen der Corona-Pandemie, gerade in den Schulen und unter den Lehrerinnen und Lehrern. Sie erzählte mit viel Verve, inwiefern unsere Mit-glieder die sehr schnelle und professionelle Unterstützung wertschätzen.
Für den Sprecherkreis berichtete Jens Strickrott im Anschluss daran, wie die Arbeit des neu zusammengesetzten Sprecherkreises im vergangenen Geschäftsjahr ablief und machte deutlich, wie sich auch ihre Arbeit durch die Beitragsfreistellungen im Waldorf-Versorgungswerk verändert hat. Der Sprecherkreis verstehe sich zunehmend als Sparringspartner und Impulsgeber gegenüber den Hannoverschen Kassen und vertrete die Bedürfnisse aller Versicherten, auch der Rentnerinnen und Rentner.
Danach erläuterte Jan Köpper die Arbeit des Nachhaltigkeitsrates und erzählte eindrücklich, in welchem Umfeld von regulatorischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sich die Hannoverschen Kassen zurzeit bewegen und wie der Nachhaltigkeitsrat an dieser Schnittstelle fungiert.
Für einen großen positiven Fußabdruck
Das Highlight des Tages war dann der Impulsvortrag von Tim Janßen, Geschäftsführer der NGO cradle-to-cradle. Er zog mit sehr inspirierenden Worten und lebendigen Beispielen alle Zuhörer:innen in seinen Bann und machte deutlich, wie sehr wir Nachhaltigkeit neu denken müssen.
Der Ansatz von cradle to cradle geht nicht in erster Linie von einem Verzicht aus, sondern will, dass wir das Design von Produkten völlig neu denken und sie so gestalten, dass sie klima-positiv sind. Sein Credo war nachdrücklich: Wenn wir mehr Menschen für einen zukunftsfähigen Lebensstil begeistern und unsere Wirtschaft ernsthaft umbauen wollen, dann brauchen wir positive Zukunftsbilder, die Mut machen für den Weg, der vor uns liegt. Die NGO inspiriert mittlerweile mehr als 100 Unternehmen mit ihren radikalen Gedanken und ermutigt sie, sich auf die Reise zu einer klimapositiven Wirtschaft zu machen. Einige Beispiele stellte er vor: Stabilo und ihre Stifte, deren Farbe man quasi essen kann, Häuser, deren Materialien sich zu 80 Prozent wiederverwenden lassen oder Teppiche, die von der Luft gereinigt werden. Die Idee ist, kontinuierliche Kreisläufe zu entwickeln, in denen die Nutzung vor dem Eigentum steht. Also: Waschen statt Waschmaschine, Fernsehen statt Fernseher, Mobilität statt Auto. In kleinen Murmelrunden diskutierten wir nachher das Gehörte und kamen mit Tim Janßen in eine spannende Diskussion.
Positive Geschäftsentwicklung
Nach einer stärkenden Mittagspause im nahe gelegenen Restaurant XII Apostel setzten wir die Mitgliederversammlungen der beiden großen Kassen fort. Zuerst berichtete unsere Vorständin Silke Stremlau über die positive Geschäftsentwicklung in beiden Kassen. So konnten im vergangenen Geschäftsjahr in der Hannoverschen Pensionskasse so viele neue Mitgliedseinrichtungen (+ 5,3 %) gewonnen werden wie noch nie zuvor. Parallel sanken die Verwaltungsaufwendungen um rund zehn Prozent, da wir z.B. seit Juni letzten Jahres einen Teil unserer Räume untervermieten und damit reduzierte Mietkosten haben. Alle Zahlen finden Sie im Geschäftsbericht 2021/22 auf unserer Website im Bereich Publikationen.
Im Anschluss an den Bericht des Vorstands erläuterte Annette Bohland die Arbeit des Aufsichtsrates, der sich im vergangenen Geschäftsjahr vier Mal getroffen hatte und die strategischen Fragen der Hannoverschen Kassen intensiv erörtert hatte. Ihr war wichtig zu betonen, dass der Aufsichtsrat neben den regulären Kontrollfunktionen vor allem auch auf der Klausurtagung im letzten Jahr auf die aktuelle gesellschaftliche Lage geschaut und diskutiert hatte, wie diese Zukunftsszenarien die Hannoverschen Kassen betreffen. Alles in allem ist der Aufsichtsrat sehr zufrieden mit der Entwicklung der Kassen und blickt positiv in die Zukunft.
Neuer Aufsichtsrat: V.l.n.r. Annette Bohland, Patrick Neal, Anja Surwehme,
Manfred Purps, Prof. Dr. Claudia Leimkühler und Thomas Jorberg
Und was wäre eine Mitgliederversammlung ohne Beschlüsse? Diese demokratische Basis hat in allen Kassen jeweils die Vorstände, Ralf Kielmann und Silke Stremlau, sowie auch den Aufsichtsrat entlastet. Zudem wurden die vorbereiteten AVB-Änderungen und eine erneute Überschussbeteiligung (!) beschlossen. Eine Neuigkeit gab es auch: Aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen hat in diesem Jahr erstmalig die Mitgliederversammlung den Abschlussprüfer für das laufende Geschäftsjahr gewählt. Vorbereitet wurde die Entscheidung durch einen Auswahlprozess des Aufsichtsrates, der verschiedene Angebote von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften eingeholt und intensiv miteinander verglichen hatte. Der Aufsichtsrat empfahl der Mitgliederversammlung dann RSM, eine mittelständische Prüfungsgesellschaft mit einem Schwerpunkt auf Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge. Die Beschlussvorlage wurde einstimmig angenommen.
Verabschiedung
Und dann ging noch eine Ära zu Ende: Die beiden langjährigen Aufsichtsratsmitglieder, Ingo Krampen (über 27 Jahre Aufsichtsrat) und Birgitt Geringhoff-Beckers (9 Jahre) hatten sich entschieden, nicht mehr für eine erneute Amtszeit anzutreten. Annette Bohland und Thomas Jorberg bedankten sich ausdrücklich für das langjährige und außerordentliche Engagement der beiden, das weit über das normale Maß hinausging. Beide waren große Verfechter einer anthroposophisch nachhaltigen Pensionskasse und unterstützten uns mit großer Expertise und kritisch wohlwollender Beratung. Silke Stremlau assoziierte in ihrer Dankesrede für den Vorstand, was die einzelnen Buchstaben des Wortes „Aufsicht" mit Ingo Krampen und Birgitt Geringhoff-Beckers zu tun haben und dankte ihnen für die sehr wertvolle und immer konstruktive, enge Zusammenarbeit.
Bei der sich anschließenden Wahl zum neuen Aufsichtsrat wurde Annette Bohland von der Mitgliederversammlung bestätigt sowie die beiden neuen Kandidaten Anja Surwehme (Bochum) und Patrick Neal (Bochum) einstimmig als neue Aufsichtsräte gewählt. Somit steht ein neues, kompetentes Team!
Zum Schluss gab es Blumen für die beiden scheidenden Aufsichtsräte und für Silke Stremlau, die der Mitgliederversammlung verkündete, dass sie nach sechs Jahren bei den Hannoverschen Kassen zum 31. Juli 2023 aus ihrem Amt ausscheide. Sie hat sich entschlossen, sich ab September schwerpunktmäßig der Arbeit des Sustainable Finance-Beirates zu widmen und wird dabei im Rahmen eines Seniors Fellowships von der Mercator Stiftung unterstützt. Annette Bohland dankte ihr für das große Engagement in den letzten Jahre und hob hervor, dass Frau Stremlau es exzellent geschafft habe, die Bekanntheit der Hannoverschen Kassen weit über das angestammte Milieu heraus zu steigern und viele Impulse für eine ambitionierte, nachhaltige Kapitalanlage in den Hannoverschen Kassen zu setzen.
V.l.n.r Birgitt Geringhoff-Beckers, Silke Stremlau und Ingo Krampen
Vielen Dank für die Begegnung!
Am Ende waren sich alle Anwesenden einig: So schön und praktisch Videokonferenzen auch sind, sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch und den direkten Austausch. Mitgliederversammlungen leben vom Diskurs und der Begegnung!
Silke Stremlau
Die Unterlagen und Protokolle der Mitgliederversammlungen mit den detaillierten Informationen zum Nachlesen finden Sie wie gewohnt im Downloadbereich auf unserer Homepage: www.hannoversche-kassen.de