Positive Zeichen in kriselnden Zeiten
Persönlicher Rückblick
Seit dem 01.09.2012 bin ich für die Hannoverschen Kassen (HK) tätig und habe 2022 mein 10-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert. Angefangen als bAV-Spezialist durfte ich bald die Leitung der Versicherungsabteilung und später auch der IT übernehmen. Ab dem Kalenderjahr 2022 bin ich nun mit Silke Stremlau als Vorstand für die HK verantwortlich.
Was hat sich dadurch geändert? Natürlich ist der Anteil der operativen Arbeit zugunsten der strategischen zurückgegangen.
Das war ein Tatbestand, an den ich mich tatsächlich erst gewöhnen musste, da mir die praktische Arbeit für die Mitgliedseinrichtungen und Versicherten immer viel Spaß gemacht hat und ich darin eine Sinnhaftigkeit meines Wirkens sah.
Daher habe ich im Kalenderjahr 2022 auch versucht, meine Balance zwischen den praktischen und den strategischen Tätigkeiten zu finden. Vielen Dank in diesem Zusammenhang an alle Einrichtungen und Kund:innen, die mir dabei mit ihren Anfragen „geholfen" haben.
Nach einem Jahr kann ich ein positives Fazit ziehen. Wie Sie den folgenden Berichten entnehmen können, gibt
es viel Gutes aus den Bereichen Versicherung, Kapitalanlagen und unseren Modernen Solidarelementen zu berichten.
Natürlich kamen und kommen auch immer Herausforderungen auf uns zu. Hier sind z. B. die Regulatorik von Seiten der EU und der BaFin, unserer direkten Aufsichtsbehörde, zu nennen, die es für uns als kleine Pensionskasse nicht immer leicht macht, mit den vorhandenen Ressourcen alles zeitnah umzusetzen. Und es gab in der Alterskasse eine Umsatzsteuer-Nachforderung vom Finanzamt in nicht unbeträchtlicher Höhe aufgrund einer geänderten Rechtsauffassung zum praktizierten Mehrarbeitgebermodell im Unternehmensverbund der Hannoverschen Kassen. Sehr ärgerlich, da wir trotz eines persönlichen Gesprächs mit den Prüfern des Finanzamts und vielen Schreiben keinen Konsens erzielen konnten. Wahrscheinlich muss eine gerichtliche Klärung folgen.
Eigentlich alles Dinge, die man nicht unbedingt braucht, aber dennoch zum Geschäft einer regulierten Pensionskasse gehören.
Jahresrückblick
Das vergangene Geschäftsjahr war makroökonomisch durch die anhaltende Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg, den Zinsanstieg, die steigende Inflation und die globale Unsicherheit an den Wirtschafts- und Finanzplätzen geprägt.
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland trat im Frühjahr 2022 auf der Stelle. Der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes zufolge stagnierte das saisonbereinigte reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal.
Dies hat in den beiden Pensionskassen erfreulicher Weise keine Auswirkungen auf die Beitragsentwicklung der Zusatzversorgungen gehabt. Ganz im Gegenteil: In der Hannoverschen Alterskassse (HAK) ) sind die Beiträge durch einen Sondereffekt sehr deutlich um 64,6 % gestiegen; ohne diesen Posten wären es immer noch 5,4 % gewesen. Und auch in der Hannoverschen Pensionskasse (HPK) konnten die Beitragseinnahmen gegen den Markttrend um 4,5 % erhöht werden. Dies lag unter anderem an den 26 neuen Mitgliedseinrichtungen, die sich im Geschäftsjahr 2021/22 in der PK neu angemeldet haben – ein Rekordwert!
Auch die 2019 gegründete Neue Hannoversche Unterstützungskasse (NHUK) konnte eine weitere Mitgliedseinrichtung hinzugewinnen. Die Zuwendungen im Geschäftsjahr 2021/22 stiegen um rund 66,7 % gegenüber dem Vorjahr. In den nächsten Jahren ist von einem weiteren Wachstum auszugehen.
Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch die von den Mitgliederversammlungen (MV) beschlossenen Überschussbeteiligungen, so dass für alle Versicherungen im Geschäftsjahr 2020/21 ein Zins von mindestens 1,75 % erzielt werden konnte. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörde BaFin und des Beschlusses des MV wird dies in ähnlicher Form auch für 2021/22 angestrebt.
Die wichtigsten Kennzahlen finden Sie auf Seite 11. Den vollständigen Jahresabschluss und den Lagebericht finden Sie im Geschäftsbericht auf unserer Website www.hannoversche-kassen.de/ueber-uns/publikationen
Kapitalanlagen
Die vor vier Jahren begonnene behutsame Umgestaltung des Portfolios hin zu mehr Diversität und ertragsstarken, nachhaltigen Positionen hat der Vorstand in enger Abstimmung mit dem Kapitalanlagenteam auch im vergangenen Geschäftsjahr fortgesetzt. So wurden Fälligkeiten oder Kursanstiege genutzt, um gezielt nachhaltige Unternehmensanleihen und Green Bonds mit einem guten Risiko-Rendite-Nachhaltigkeitsprofil zu erwerben.
Außerdem versprechen die weiteren Investitionen in Erneuerbare-Energien-Fonds sowohl gute Erträge als auch einen deutlichen Beitrag zur Klimaneutralität und werden deswegen auch im nächsten Geschäftsjahr unter Berücksichtigung von klassischen Risikogesichtspunkten fortgesetzt.
Getragen vom Zinsanstieg am Kapitalmarkt zum Geschäftsjahresende, konnten die Brutto- und Nettoverzinsungen in beiden Kassen auf dem Vorjahresniveau gehalten werden.
Highlights bei den Kapitalanlagen waren ein geschlossener Immobilienfonds mit dem Fokus auf Freie Schulen und Studierendenwohnheime sowie einige Green Bonds mit den Schwerpunkten Bahnverkehr, Strom, sozialer Wohnungsbau und erneuerbare Energien. Details dazu können Sie auch dem Nachhaltigkeitsbericht 2022 in dieser Ausgabe entnehmen.
Solidarwerkstatt und Beihilfekasse
Die Hannoversche Solidarwerkstatt konnte im ideellen Bereich die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr ausbauen. Die Beiträge im Sozialfonds gingen hingegen um rund 11 Prozent zurück, was sich primär auf die Abmeldungen im Waldorf-Versorgungswerk zurückführen lässt.
Der Sozialfonds war auch in diesem Geschäftsjahr durch die anhaltende pandemische Situation gefordert.
Die Anzahl der in Anspruch genommenen Rehabilitationsmaßnahmen ist um 34 Prozent angestiegen, liegt dennoch weiterhin unter den Vergaben der Jahre vor der Corona-Pandemie. Der Beratungsbedarf ist durch die allgemein krisenbehaftete Situation weiter angestiegen. Überforderung, Erschöpfung und Verunsicherung sind u. a. Ursachen für Antragstellungen.
Im Rahmen der Projektförderung wurden drei Maßnahmen in Mitgliedseinrichtungen unterstützt. Zum einen eine Supervision zu Fragen rund um den Generationswechsel in einer Schule, zum anderen die Begleitung eines Kindergartenteams zu den Themen Teambuilding, Umgang mit Stresssituationen und Abschied nehmen von Kolleg:innen und überdies ein Angebot zur Gesundheitsvorsorge mit Rhythmischen Einreibungen an einer Schule. Die Angebote haben jeweils vor Ort in den Mitgliedseinrichtungen stattgefunden.
Wie bereits in den Vorjahren hat sich die Hannoversche Beihilfekasse (HBK) auch im Geschäftsjahr 2021/22 gut weiterentwickelt. Bis zum 31.07.2022 waren 46 Institutionen mit 1.204 Mitarbeitenden sowie deren familienversicherte Angehörige Mitglied in der Beihilfekasse. Die Anzahl der Erstattungsanträge ist gegenüber dem Vorjahr von 519 Anträgen auf 523 Anträge leicht angestiegen. Die durchschnittliche Erstattungshöhe lag bei EUR 334.
Die HBK hat zum Ende des Geschäftsjahres 2021/22 die Rücklagen um rund TEUR 28 auf rund TEUR 508 für zukünftige Aufgaben erhöht. Die gerade sehr gute gefüllte Rücklage wird bereits im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 durch Beitragsreduzierungen abgeschmolzen. Weitere Maßnahmen zum Abbau der Rücklage sind geplant.
Unsere Solidarelemente Beihilfekasse und Sozialfonds sind hervorragende Instrumente zur Gesundheitsvorsorge von Mitarbeitenden und können die Gewinnung und Bindung vom Mitarbeitenden unterstützen; gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein sehr wichtiger Aspekt.
Der Vorstand dankt allen Versicherten, den Rentnerinnen und Rentnern sowie den Mitgliedseinrichtungen und allen der Kasse verbundenen Menschen und Einrichtungen für die gute Zusammenarbeit im zurück liegenden Jahr.
Außerdem danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hannover-schen Kassen sehr für die geleistete Arbeit, besonders in einem Jahr mit erneut vielen Herausforderungen.
Ralf Kielmann